Polen: PIRSCH-Leserreise zu Hirschbrunft nach Hinterpommern

Waidwerk in Vollendung

Voller Erfolg: PIRSCH-Leserreise zur Hirschbrunft nach Hinterpommern/Polen vom 17. bis 23. September 2005

Bericht von Manfred Klein (PIRSCH 23/05)

Dieses Land ist nicht eng und nie wirklich steil, nicht großartig oder gewaltig – und lieblich erst recht nicht. Es prahlt nicht, es mag keine Reklame. Vielleicht sollte man es spröde nennen. Still und versponnen ist es, bedächtig und leer. (...) Wer die Dämmerung am Morgen so wenig scheut wie am Abend, entdeckt das Schwarz- und Rotwild. (...).“ So beschreibt Christian Graf von Krockow 1985 in „Die Reise nach Pommern“ seine Heimat.

Und so ist sie noch heute. Die Teilnehmer an der von Bavaria Jagdreisen (Augsburg) ausgerichteten PIRSCH-Leserreise waren von der Landschaft ebenso begeistert wie von den reichen Wildvorkommen, zumal die Reise in die Hochbrunft des Rotwildes fiel.

Doch das attraktive Jagdarrangement beinhaltete nicht nur die Bejagung eines Rothirsches bis 5,99 Kilogramm Geweihgewicht, sondern auch die Möglichkeit zur Erlegung von einem Rehbock und einem Stück Schwarzwild. Gekrönt wurden beeindruckende Erlebnisse für alle Teilnehmer letztlich durch jagdlichen Erfolg: Ohne Hirschtrophäe trat keiner die Heimreise an.

Die Unterbringung der Jagdgäste erfolgte in Jagdhäusern der beiden knapp 80 Kilometer voneinander entfernt liegenden Staatlichen Forstverwaltungen Czarne und Warcino. In Begleitung jeweils eines als persönlichen Pirschführer zugeteilten Försters ging es bereits am Anreisetag in die Reviere. Täglich hieß es an den folgenden fünf Jagdtagen im Morgengrauen von fünf bis etwa acht Uhr und in der Abenddämmerung von 17 bis 20 Uhr „auf zur Jagd“.

Das Röhren der Hirsche leitete die Jäger zu den Brunftplätzen in den weitläufigen Kiefernwäldern. Obwohl an großen Wiesenlichtungen, häufig landschaftlich reizvoll von Bächen durchzogen, gute Hochsitze bereitstanden, war meist die Pirsch die Jagdart der Wahl. Hier konnten die Führer mit ihrem großen fachlichen Können und ihren hervorragenden Revierkenntnissen brillieren.

Allein schon aufgrund der Größe der beiden Reviere – jeweils etwa 10000 Hektar – und der jeweils etwa 1500 Hektar großen Pirschbezirke der Jagdführer war das Anpirschen der meldenden Hirsche eine Herausforderung. Nach dem Verhören musste dann schon einmal zur Zigarette gegriffen werden (und natürlich nur darum…), um mittels des Rauches die Windrichtung zu ermessen.

Anschließend sah man es förmlich im Kopf des Pirschführers arbeiten: Windrichtung und vernommenes Melden mussten mit der Reviertopografie abgeglichen werden, um daraus den ungefähren Standort des Hirsches und das optimale Angehen gegen den Wind und mit ausreichender Deckung zu ermitteln – oder wie einer der Jagdführer gern von sich sagte: „Roman kalkulieren!“

Dann ging es zügigen Schrittes in Richtung des Brunftgeschehens, immer wieder unterbrochen von Verharren und Verhören sowie dem Abglasen des vorausliegenden Geländes – pirschen gehen, heißt eben auch pirschen stehen! Wenn beim Anpirschen plötzlich das Röhren und Knören aus einer anderen Richtung kamen, hieß es blitzschnell die Strategie zu wechseln, neu zu planen, das Anpirschen neu aufzubauen. Manchmal blieb nur der schnelle Marsch zurück zum Auto, um ein Waldstück fahrend zu umschlagen und wieder mit günstigem Wind pirschen zu können.

Ein Jäger war mit seinem ührer so nah an das Wild herangerückt, dass das Brunftgeschehen immer lauter wurde und sich vom Röhren schließlich in lautem Aufeinanderschlagen der mächtigen Geweihe entlud. „Krieg“ lautete der knappe, aber treffende Kommentar des Führers, doch so hörbar nah der Kampf der Recken auch stattfand, der dichte Jungwald gewährte ihnen sicheren Sichtschutz, so dass das Unterfangen nach Anpirschversuchen von verschiedenen Seiten schließlich mit einem „Hirsch gewinnen“ endete.

Trotzdem sorgten das Können, die Revierkenntnisse der Jagdführer dafür, dass es bei fast jedem Pirschgang Anblick gab. Die meisten Gastjäger kamen bereits in den ersten Tagen zum Schuss. Bei anderen dauerte es etwas länger, weil die in Anblick gekommenen Hirsche nicht „passten“. „Zu klein!“, lautete dann der lakonische Kommentar des Begleiters, der das aufkommende Jagdfieber schnell abkühlte – und weiter ging’s! Neben jungen, gut veranlagten Hirschen waren starke, mittelalte Hirsche mit beidseitigen Kronen zu schonen. Wenn jedoch der „richtige“ Hirsch erschien, sicher angesprochen war und die Schussposition stimmte, war in Sekundenbruchteilen der zweibeinige Zielstock auseinander geklappt. „Schießen!“ – auf diesen leisen Zuruf des Pirschführers hin musste es schnell gehen.

„Waidwerk in Vollendung“ nannte es denn der Teilnehmer Fritz Leinigen aus Crailsheim treffend. „Eine rundum hervorragende, sehr eindrucksvolle Jagdreise“, urteilte Thomas Prell aus Krailing, der im Revier Warcino neben Hirsch und Rehbock auch seinen ersten Keiler erlegte.

Ein Großteil der Teilnehmer konnte mehrere Wildarten erlegen. Besonderes Jagdglück wurde Stefan Schmidt aus Frankfurt zuteil, der neben einem 12-Ender vom wohl 9. Kopf einen – zusätzlich bezahlten – schwach veranlagten etwa fünfjährigen Rothirsch zur Strecke brachte und darüber hinaus einen Rehbock, einen Frischling, einen Dachs und einen der hier zahlreich anzutreffenden Enoks.

Über die stärkste Trophäe mit 7,3 Kilogramm Geweihgewicht freute sich Dr. Jochen Kratsch aus München. Der gewaltige Hauptschmuck des von ihm im Revier Czarne gestreckten zirka 13-jährigen „Königs der Wälder“ belegte eindrucksvoll, dass in dieser Region wahrhaft starke Hirsche heranreifen. Aber auch abnorme Geweihe kamen in Anblick. Für den Hegeabschuss eines sicherlich achtjährigen Sechser-Hirsches mit dolchartig langen Spießen über dem Mittelspross wurde Walter Kosak aus Emmering von der Oberforstverwaltung, die die Trophäenbewertung vornahm, ausgezeichnet.

Die Unterbringung in komfortablen Zimmern, alle mit Dusche und WC, die üppige Verpflegung mit Gerichten aus der bodenständigen polnischen Küche und vor allem die wildreichen Reviere und die professionelle Jagdführung wurden einstimmig gelobt. Es kennzeichnet die harmonische Stimmung, dass eine Gruppe sich spontan entschloss, gemeinsam weitere Jagdreisen zu erleben. Dass dabei Pommern weit oben auf der Liste der möglichen Reiseziele rangiert, ist angesichts dieser rundum erfolgreichen Leserreise nicht weiter verwunderlich.

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