Polen: Bericht der PIRSCH Leserreise 2010/11

Brunftkonzert & Pilzgenuss

Brunfthirsch, Sau und Rehbock galt unsere Leserreise im vorigen Herbst in Oberschlesien. Neben Trophäen gingen glückliche Erinnerungen und Steinpilze auf den Heimweg.

Bericht von Hartmut Syskowski (PIRSCH 6/2011)

So bequem hätte ich mir das nicht vorgestellt“, freute sich Christian bereits auf der Anreise angesichts der gut ausgebauten Autobahn, die über Oppeln/ Opole ins Kohlerevier weiterführt. Doch bereits vor der oberschlesischen Metropole verließen wir die Autobahn und näherten uns im Bogen den nördlich gelegenen Forsten. Oft zweisprachige Dorfschilder verrieten, dass dort noch viele heimatverbliebene Deutsche wohnen. Vorbildlich mit Reise- und Routenhinweisen durch den Jagdvermittler Bavaria Jagdreisen versorgt, fanden wir im Wäldermeer das Jagdhaus „Krystyna“ auf Anhieb.

Nach unserer Münchner Gruppe trafen Jagdgäste aus Niedersachsen, Brandenburg und Berlin ein. In zwei Nachbarforstämtern jagende Gäste aus Niedersachsen, Franken und Württemberg erhielten mit dem Jagdhaus „Hubertus“ eine komfortale Bleibe, wovon wir uns einige Tage später bei einem Ausflug überzeugen konnten.

Früherer Jagdbeginn

An sich hätte die Jagd erst am nächsten Tag, dem 12. September 2010, beginnen sollen. Aber der erfahrene Jagdförster forderte uns wegen eines möglichen Wetterumschwungs schon gleich zum Abendansitz auf. Das ließen sich die meisten von uns nicht zweimal sagen. Schneller als gedacht war der berühmte Bann gebrochen: Schon lag der erste Selektionshirsch auf der Strecke. Und der Berliner Weidgenosse freute sich über das „Hirsch tot“ aus meinem Taschenhorn. Wie an den weiteren Abenden saßen wir mit unseren Führern noch lange unter der großen Gartenkastanie.

Zum Essen freilich musste man nicht zweimal rufen, die von der Förstersgattin gebotenen Wild- und Pilzgerichte übertrafen alle Erwartungen. Apropos: Steinpilze gab es en masse, sodass Jagdführer wie Gäste auf ihren Heimwegen manch’ „kapitalen Beifang“ machten. Die meist auf geringen Böden stockenden Nadelwälder, zuweilen Mischholzpartien, zeigten üppige Bodenvegetation. Mein erster Morgenansitz ließ im Nebel Rotwild erahnen. Später pirschten wir auf grasbewachsenen Gestellen. Drückjagdböcke zeigten, dass im Winter große Jagden auf Kahlwild und Sauen abgehalten werden.

Schon sichteten wir einen auf 30 Meter vor uns brechenden Überläufer, später eine Bache mit Frischlingen. Öfter noch sollten wir morgens so an Sauen herankommen. „Warum aber durch den Büchsenknall stören, wenns dem Brunfthirsch gilt?“, dachten sich auch meine Mitjäger; so lagen zunächst Hirsche auf der Strecke. Für die Hirschbrunft war das Wetter leider zu warm, wenigstens regnete es nicht.

Mein dritter Abendansitz am Ausläufer einer riesigen Wiese; 200 Meter waren es bis zum Hochwald gegenüber. Noch setzte die Dämmerung nicht ein, da löste sich ein junger Achter vom Waldsaum und preschte in voller Querfahrt in den gegenüberliegenden Bestand. Später äste Rehwild vor uns. Ein, zwei Stück Kahlwild sicherten am Waldrand, traten aber nicht aus. Schließlich baumten wir enttäuscht ab. Ja, diese Wärme...

Da, eine sonore Stimme! Der Führer wies, wir hatten erst ein paar Wegmeter hinter uns, wieder in Richtung Hochsitz. Vorsichtig glasten wir die Wiese vor dem Aufbaumen ab: Der Geweihte und Kahlwild waren ausgetreten, näherten sich der Wiesenmitte. Wieder auf der Kanzel, reizte ich den 14-Ender mit einem nicht zu forschen Ruf aus hohlen Händen. Seine raue Stimme und ein starker Vorschlag gaben den Ausschlag. Mit Blattschuss brach er zusammen. Nach der roten Arbeit und Totenwacht zwängten wir uns samt Trophäe in den Kleinwagen - Akrobatik pur.

Grosser Jagderfolg

Schließlich bekam jeder unserer sechsköpfigen Teilgruppe seinen Hirsch (2,54 – 6,06 kg), ebenso drei Sauen und drei mäßige, teils abnorme Rehböcke. Auch die im Jagdhaus „Hubertus“ wohnenden Gäste waren gut gelaunt: Fünf Jäger streckten fünf Hirsche (4,13 - 5,05 kg), zwei Sauen, einen Bock. Lediglich ein Reisender, der aus Kulanz des Jagdvermittlers noch anderthalb Tage nachjagen durfte, kam durch einen Fehlschuss nicht zu seinem Hirsch.

Die Gesamtstrecke braucht also keinerlei Vergleiche zu scheuen. Firme Revierleiter, ebensolche Jagdführer und solide Revier-einrichtungen waren der Garant für das Ergebnis.

Zurück