Mein erster EU-Hirsch aus Pommern

In meinem 80. Lebensjahr war es mir während der vergangenen Hirschbrunft vergönnt, am 13.09.2004 meinen Lebenshirsch zu strecken. Das Geweih des ungeraden 20-Enders brachte 8,75 kg auf die Waage. Seit zehn Jahren fahre ich nun schon mit Bavaria Jagdreisen aus Augsburg zur Jagd nach Polen. Die letzten fünf Jahre regelmäßig in das Revier der Staatlichen Forstverwaltung Czarne, das früher Pflastermühl hieß und in Hinterpommern, in der Schlochauer Heide liegt.

Der letzte deutsche Forstmeister Beninde erzählt in seinem Buch "Jagen und Reiten, Passion meines Lebens" ausführlich über die Schönheit der Landschaft, seinen geliebten Wald, das Leben und die Jagd, wie diese damals noch möglich war. Er erwähnt auch das genetische Potenzial des dort heimischen Rotwildes. Schon damals hatte so manch kapitale Trophäe für Überraschung und Gesprächsstoff unter den Jägern gesorgt. Die Legenden um Beninde sind in der Bevölkerung bis heute wach geblieben.

Beim Anblick meines Hirsches erinnerten sich alle wieder an den Hirschvater aus der Schlochauer Heide. Freilich haben sich die Zeiten seither stark verändert. Nach dem Kollaps der Staatsgüter Mitte der 90er Jahre wurde die Landschaft geprägt von endlosen Brachflächen. Die landwirtschaftlichen Staatsgüter rentierten nicht mehr.

Seit Beitritt Polens zur EU zeigen bereits die ersten Zahlungen aus dem Fonds zur Strukturanpassung ihre Wirkung. So gut wie alle Brachflächen sind aus dem Landschaftsbild verschwunden. Aber nicht nur die Landschaften präsentieren sich wieder im leuchtenden Ährengold. Auch die Wildbestände, welche Teil dieser Landschaft sind, tragen wieder einen ansehnlicheren Hauptschmuck. Es gibt sie also noch, die genetische Basis, welche schon bei der geringsten Verbesserung der Äsung dafür sorgen kann, dass gleich nach dem Abwerfen wieder kapitale Trophäen heranwachsen.

von Kurt Kruspe, Raisting a. Ammersee

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