Abnorme Oryx-Kuh in Namibia

Wie bereits im letzten Jahr, konnte auch in diesem Jahr wieder ein abnormer Oryx erlegt werden.

Im Verlaufe einer dreiwöchigen kombinierten Jagd-Rundreise durch Namibia Ende April/Anfang Mai diesen Jahres, gebucht bei BAVARIA-Jagdreisen in Augsburg, stand auch ein dreitägiger Aufenthalt auf der Jagd- und Gästefarm Franken auf dem Programm.

Die Jagd- und Gästefarm Franken liegt südwestlich des Etoscha-Nationalparks, Nähe Kamanjab, in landschaftlich reizvoller Umgebung. Kenner und Eingeweihte sprechen auch von der "ursprünglichen Landschaft Afrikas" . Franken mit seinen 18.000 ha Grundfläche ist zwischen Bergen in eine offene Mopane-Savanne mit eingestreuten Granitkuppen eingebettet.

Der Wildreichtum auf Franken beeindruckt immer wieder. Neben Eland, Kudu, Warzenschwein, Springbock und Impala ist der Oryx reichlich vorhanden. Ferner können Giraffen, Strauße, Bergzebras, Steinbock und Ducker beobachtet werden.

Gleich am ersten Tag gelang die Erlegung eines reifen Oryx-Bullen per Pirsch von einer Granitkuppe aus. Am zweiten Tag kam auf der Heimfahrt vom Ansitz ein Schabrackenschakal zur Strecke. Am dritten Aufenthaltstag war der Ansitz auf Warzenschwein, sprich guten Keiler, geplant.

Nachdem am Vormittag eine Herde Paviane mittels Geschrei und Gezeter den Ansitz an einem Wasserloch zunichte machte, die Bande wurde unserer ansichtig, galt es dann am Nachmittag. An einem anderen Wasserloch wurde erneut Ansitz auf einer hohen Kanzel bezogen. Die Landschaft an dieser Stelle erwies sich als weithin offene Mopane-Savanne. Daß dies nicht zum Nachteil gereichen sollte, zeigte sich dann noch.

Während einer Weile des Ansitzens kamen etliche Warzenschweine in Anblick, einmal Bachen mit Frischlingen, sowie auch Keiler. Die Keiler erwiesen sich leider entweder als zu gering oder die Entfernung war zu groß. Der Ansitz galt aber noch nicht als beendet!

Bedingt durch die offene Savanne konnten im Hintergrund mehrere Stücke Oryx ausgemacht werden, die im großen Bogen langsam nach rechts zogen und sich so dem Wasserloch von der Seite aus näherten. Langsam und sichernd erreichten sie die Schöpfstelle. Es handelte sich um eine Herde Oryx-Kühe. Der Wind stand gut und so blieb unsere Anwesenheit hoffentlich unentdeckt.

Einige Oryx-Kühe warfen ständig auf und sicherten. Das gesamte Verhalten schien etwas nervös. Sollten sie etwa doch Wind von uns bekommen haben? Nein! Nach zirka 10 Minuten näherte sich auf etwa 350 m ebenfalls von rechts ein einzelnes Stück, auch ein Oryx!

Das Stück bewegte sich, auffällig verhaltend, auf das Wasserloch und die Herde zu. Auffällig deshalb, weil es beim Ziehen ständig das Haupt nach rechts schlenkerte. Die Ansprache durch das Fernglas zeigte den Grund dafür etwas näher. Die rechte Gehörnstange wies im unteren Drittel eine sehr merkwürdige Verdickung auf. Es sah so aus, als hätte der Oryx mit der rechten Stange einen dunklen Ball oder einen Bienenstock aufgespießt. Nunja, es ist ja bekannt, daß Gehörn-und Geweihträger sich doch mal mit den Stangen in irgend etwas verfangen oder mit sich herumschleppen.

Der Oryx hatte mittlerweile die Herde erreicht und entpuppte sich auf zirka 100 m ebenfalls als Kuh. Gleichzeitig konnte die rechte Stange nun näher angesprochen werden. Doch das war kein Ball oder ein Bienenstock, es war eine Abnormität, und zwar eine echte und seltene Abnormität obendrein! Im unteren Drittel der rechten Stange hatte sich ein großer Auswuchs gebildet, der nach unten gewachsen war und das Stück erheblich zu behindern schien. Deshalb also das auffällige Schütteln und Schräghalten des Hauptes nach rechts!

Jagdführer Dieter Puvogel raunte nur: "Schieß..., Hegeabschuss!"

Aber es sollte noch eine geringe Weile dauern, bis das Stück frei und breit stand zum erlösenden Schuss. Glücklicherweise versuchten die anderen Oryx-Kühe das Stück immer wieder abzuschlagen, sie behandelten es wie einen Aussätzigen. Dabei konnte dann die Kugel angetragen werden!

Die abnorme Oryx-Kuh lag auf zirka 60 m im Feuer. Nach dem unmittelbar folgenden Abbaumen zeigte sich aber, daß die Kuh noch einen Fangschuss benötigte.

Der Oryx oder Gemsbock gilt ja im allgemeinen als sehr schusshart. Davon konnten wir uns wieder einmal mehr überzeugen. Die .375 H&H Mag. mit einem 19,5 g TUG, schräg von oben links Hochblattreffer mit Ausschuss rechts Tiefblatt auf 60m hatte eben nicht gereicht...! Aber das Stück war an den Platz gebannt, der Fangschuss erlöste es.

Groß fiel dann das Erstaunen am gestreckten Stück aus. Was wir sahen, erwies sich wirklich als nicht alltäglich! Eine Wucherung, größer als ein Fußball trat vorn im unteren Drittel der rechten Stange heraus, war nach unten gewachsen und drückte auf das Haupt und das rechte Licht. Jagdführer D. Puvogel versicherte, auf Franken noch nichts Vergleichbares gesehen zu haben. Dieses Stück sei ihm noch nie in Anblick gekommen, obwohl der Wildbestand an Oryx auf Franken groß und gut ist. Aber vielleicht auch deshalb...

Bei dem gestreckten Stück handelte es sich um eine zirka achtjährige Oryx-Kuh mit etwa 160 kg Gewicht. Nach Aussagen des Jagdführers hätte die Kuh noch niemals gekalbt.

Der an der rechten Stange befindliche, überfußballgroße Auswuchs besaß eine lederartige Haut von stangenähnlicher Farbe. Nach dem Bergen des Stückes und der Rückfahrt nach Franken wurde die Abnormität näher untersucht.

Da der Auswuchs der rechten Stange zur Präparation nicht am Gehörn bleiben konnte, er erwies sich als relativ weich, wurde er in Stangennähe abgetrennt. Dabei ließ sich erkennen, daß der Auswuchs aus dem Hornzapfen der rechten Stange entstand und diese Stange um 24 cm kleiner als die normal entwickelte linke Stange war. Das Gewicht des Auswuchses belief sich auf zirka 2 kg. Um nähere Aufschlüsse zu erhalten, wurde der Auswuchs mittels Säge geteilt. Das Innere bestand aus rosafarbenem Fleisch und konnte als Tumorgewebe identifiziert werden. Somit stand fest, daß der abnorme Auswuchs der rechten Stange ein Tumor war. Wie es zur Bildung dieses Tumors kommen konnte, was diese Missbildung auslöste, wird wohl nur sehr schwer zu ermitteln sein. Die Ursachen werden wohl im Dunkeln bleiben.

Als interessant ist aber auch das Verhalten der Oryx-Herde zu werten, die das Einzelstück immer wieder abschlagen wollte. Das Vermessen der Trophäe erbrachte eine Stangenlänge links von 79 cm, rechts von 55 cm. Die rechte Basis umfasste 13 cm, die linke Basis 14 cm. Gemessen wurde nach SCI-Grundlage.

"Dem Keiler galt´s, doch erlegt wurde was anderes..." So oder ähnlich ist es wohl schon so manchem Waidmann ergangen! Aber mal ehrlich, welcher Waidmann würde sich wohl über einen solchen Anblick und über eine solche Trophäe ärgern?

Der Lohn dieses Tages war ein Jagderlebnis der besonderen Art, wie es sich so schnell sicher nicht wieder zutragen wird, und eine hochinteressante abnorme Trophäe.

Alles das in einem wirklich sehenswerten und unvergleichlichen Land, welches mehr als eine Reise wert ist.


Frank Wuth, Bernburg

Juni 2003

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